Das perfekte Bild…macht man selbst sowas überhaupt?

… oder sieht man das immer nur bei anderen?

Gestern Abend kam mir diese Frage irgendwie in den Sinn und ich habe da echt eine Weile drüber nachgedacht. Vor allem, was macht ein gutes oder perfektes Bild für einen selbst aus? In dem jetzigen Fall für mich? Mein ewiges Lieblingsbild habe ich Anfang 2009 mit meinem alten 8MP Fotohandy gemacht. Technisch von der Bildqualität totale Grütze, aber dennoch liebe ich dieses Bild so wie es aus dem Handy kam. Rauschen, unscharf, Bildschnitt naja, aber es weckt bei mir die Erinnerung an diesen schönen Abend an meinem Geburtstag. Das war an meinem Lieblingsplatz hier wo ich wohne gleich ums Eck. 

Das Weschnitztal unter einer dicken Nebeldecke, 2009

Dieses hier ist mein Lieblingsbild von einem Konzert vor kurzem…technisch allerdings auch der totale Griff ins Klo, aber für mich hat es was besonderes….Entombed Sänger Lars Göran Petrov. Wer nur das Bild sieht kann wohl nicht wirklich viel mit anfangen. Ich denke dabei direkt an ein cooles Konzert und bin wieder mitten in der Szene.

Lars Göran Petrov, Entombed, im MS Connexion, Mannheim, 2018

Was ist also wichtig für ein Bild was ich cool finde? Im Idealfall ist es für mich eine Kombination aus der emotionalen Wirkung und dem technischen Anspruch, den ich an mich selbst entwickelt habe. Vor drei Jahren oder so habe ich alles Fotografiert was mir vor die Nase kam, jetzt habe ich da gar keine Lust mehr drauf. Ich muss mich für etwas interessieren, sonst schaue ich es mir auch gar nicht richtig an. Der Spaß am Foto kommt dann irgendwie automatisch.

Fast alle Bilder die ich mache, wecken im Nachhinein auch wieder viele Erinnerungen. Sei es an den kalten Wind im Schatten in den Bergen, ein leckeres Eis was man zwischendurch mal gegessen hat, eine Abkühlung im Bach im heißen Sommer, das weiß aber halt nur ich selbst. Wie bekomme ich also sowas in ein Bild? Dass der Betrachter diese Stimmung, die ich fühle auch erkennen kann? Das Staunen über bestimmte Details usw. Tausend verschiedene Möglichkeiten, auch aus einem Sonnenscheinbild kann man etwas düsteres machen, die Wirklichkeit verdrehen oder hat man diese so wahrgenommen?? Eine Phantasie erschaffen oder ein kaltes Abbild der Realität? Kann man überhaupt ein 100% „objektives Bild“ mit Bauchgefühl machen? Wieviel Interpretation fließt bis zum fertigen Bild mit hinein. Das kann man wohl nicht wirklich abgrenzen denke ich, aber wieder ein anderes Thema. 

Malojapass, 2018


Ein statisches Bild mit Leben füllen? Weiß nicht so recht, wie man das nennen kann. Das sehe ich momentan als kleines Ziel. Ziel ist vielleicht auch nicht unbedingt das richtige Wort, Ansporn oder Erwartung. Problemlösung. So irgendwie. Das Ganze am besten in dem Moment, in dem das Foto gemacht wird. Bis das Bild dann fertig ist, hat es ja auch noch einige Möglichkeiten am PC, aber das ist nicht mein primärer Wunsch als Weg dorthin.


Ein technisch perfektes Bild kann halt einfach auch so unendlich nichtssagend sein. Wenn ich sowas dann mal Revue passieren lasse, kommt dann direkt die Frage, warum ich so gerne mit einer guten Fotoausrüstung losziehe? (Für solche Bilder, wie die beiden ersten oben zu sehen, ist das ja irgendwie schon zum Fenster rausgeschmissenes Geld). Ich mag halt einfach mit den mir gegebenen Mitteln und vorgegebenen Konstellationen der Szene die Fototechnische Kontrolle haben. Wenn ich etwas bestimmtes scharf oder unscharf, bewegungsunscharf, eingefroren oder sonstwie haben möchte, kann ich das mit gutem Werkzeug am einfachsten umsetzen. Dazu muss man Herumprobieren, Testen, verschiedene Möglichkeiten entdecken. Sein Werkzeug Kamera und Objektiv kennenlernen und deren spezifische Eigenschaften in bestimmten Situationen. 

Joyce Kennedy , Mother’s Finest, in der Batschkapp Frankfurt 2018

So hat wohl jeder sein eigenes Ding, am wichtigsten ist wohl ganz simpel der Spaß an der Freude. Und bei mir momentan auch, dass man auch einfach mal nur drüber nachdenkt und nicht nur auf den Auslöser drückt.

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