Kurze Reise in die Vergangenheit

Nachdem ich 3 Tage in Duisburg war wollte ich auf dem Nachhauseweg noch die Gelegenheit nutzen, mir in der Gegend um Aachen einige Relikte vom 2.Weltkrieg anzusehen. Übernachtet habe ich am Rursee, sodass ich auch einiges von der wirklich schönen Landschaft dort genießen konnte und schon für mich beschlossen habe, dort nochmal länger hinzufahren.

Aufmerksam wurde ich auf den Westwall speziell, als ich vor einiger Zeit eine Doku darüber sah. Mir war das vorher gar nicht so bewusst, dass dort noch so viele sichtbare Spuren aus WW2 geblieben sind und da ich solche Dinge sehr interessant finde, bin ich halt einfach mal dorthin. Diese Höcker, die aus dem Boden ragen, nennt man auch oft „Drachenzähne“ (gibt es sogar ganz in der Nähe, wo ich im Herbst in der Schweiz bin), genau genommen sind das Panzersperren, die grenznah verlaufen. Als ich mit dem Auto die Landstraße langgefahren bin, sind mir direkt welche aufgefallen. Schon seltsam, wenn man das sieht und um den Zweck weiß. Was immer am meisten bei solchen Kriegshinterlassenschaften auf mich wirkt, ist die Tatsache, dass das alles echt ist. Kein Vergnügungspark, sondern hier wurde gekämpft und hier sind viele Menschen ums Leben gekommen. Besonders beeindruckt und nachdenklich gemacht haben mich die beiden Soldatenfriedhöfe in Vossenack und Hürtgenwald. Dort sind auf allen Grabsteinen Inschriften zu sehen, die meisten tragen die Namen und Geburtsdaten/Sterbedaten von den gefallenen Soldaten, es ist aber auch oft einfach nur „unbekannter Soldat“ zu lesen. Die Männer waren zum Teil so jung als sie schon wieder gehen mussten. Der Überwiegende Teil war zwischen 1920 -1925 geboren und starb im Herbst/Winter 1944 und die ältesten waren immer noch jünger als ich heute bin. Auf deutscher und amerikanischer Seite starben dort in der Allerseelenschlacht jeweils ca. 12000 (!!!) Menschen.

Soldatenfriedhof Vossenack

Der Wald selbst ist sehr hügelig und hat sehr steile Hänge, gruselig fand ich ihn nicht, eher friedlich. Nachdem ich die ersten Kilometer auf dem Weg zu einigen Bunkern gelaufen war, flogen einige Düsenjäger über mir vorbei. Da wurde mir erst richtig bewusst, wie krass das damals gewesen sein muss. Das hat durch den ganzen Wald gedonnert und ging mir sprichwörtlich durch Mark und Bein. Wieviel Angst müssen die Soldaten damals gehabt haben, weit weg von ihren Familien und Liebsten. Noch so jung, vom Leben nicht viel gehabt und es war kalt und einfach nur grausam. Und für was? Das schlimme ist, die Welt lernt denk ich nichts aus ihrer Vergangenheit. Irgendwo auf unserem Planeten sind immer Kriege und es gehört schon fast zur Normalität und man denkt gar nicht drüber nach, was „Krieg“ wirklich bedeutet…

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