Ein etwas ausführlicherer Reisebericht – Teil 2 von 3
Tag 10
Nachdem ich Montag Früh meine kleine, aber feine, Ferienwohnung in Bever verlassen hatte, machte ich mich auf zum Berninapass. Von dort aus kommt man zur Diavolezza und dem Diavolezza Berghaus, was oben mit Blick auf den Persgletscher in wirklich traumhafter Lage steht und mir für die nächsten vier Tage mein Zuhause sein wird.
Für mich sind die Zeiten dort oben immer etwas ganz Besonderes und auf eine eigene Weise immer mein Highlight für das ganze Jahr. Ich bin bisher fast immer Anfang Oktober hierher gekommen und da hat es eine wunderbare Ruhe hier oben, wenn die ganzen Tagesgäste am Abend den Berg verlassen. Ich fühle mich hier einfach pudelwohl, was auch den Menschen zu danken ist, die hier für ihre Gäste sorgen und für mich dem Ort auch sein gewisses Besondere mitgeben.
Da ich diesmal sehr viel Gepäck mit hatte, etwas übertrieben viel muss ich gestehen, machte ich mich zweimal auf den Weg mit der Seilbahn, um nichts Wertvolles im Auto lassen zu müssen. Meine Fotoausrüstung ist im Urlaub immer recht umfangreich, dazu ein Laptop, ein großes, stabiles Stativ, Ladegeräte usw. und da ist ein (kleiner) Koffer plus Tasche mit dem Kleinkram immer zusätzlich zu dem Rucksack mit Kleidung, Wanderstöcke und was ich noch so gebrauchen kann (Buch, Getränke für unterwegs, usw.) dabei. Ohne die Seilbahn wäre ich also völlig lost.
Nachdem ich mein Velo noch in der Garage unterstellen konnte ging der nächste Abschnitt meiner Reise also los. Noch vor Mittag brachte ich die erste Fuhre Mitbringsel hoch und konnte ungeplant sogar schon einchecken. Perfekt. Auf der wie immer coolen Fahrt hier hoch auf knapp 3000 m war der Himmel strahlend Blau und man konnte ewig weit schauen. Nachdem ich wirklich nur kurz im Zimmer war und dann Rausgehen zum Bilder machen wollte, zog bereits alles zu und die Wolken schienen nur für mich zu Tanzen. Ich könnte dann immer wirklich tausende Bilder vom gleichen Motiv machen, weil es jede Sekunde wieder anders aussieht.
Nachdem ich mich eingeschossen hatte machte ich mich mit meiner Sonnenbrille als wichtigstem Werkzeug bei Schnee und Sonne gemütlich auf, um die Gegend um das Berghaus zu Begrüßen. Es lag schon recht viel Schnee, was im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich mehr war und ich war froh, meine Gamaschen dabei zu haben. Im Laufe des mittags zog nach und nach der Himmel, begleitet von sehr stürmischem Wind, immer weiter zu und hüllte letztlich das Panorama um Piz Bernina und Piz Palü in dicke Wolken. Am Abend gab es dann leckerstes Käsefondue und so endete mein erster Tag hier oben ganz ausgeglichen und da das Wetter für den nächsten Tag Sturm und Regen bringen sollte, konnte ich ganz gemütlich ausschlafen. Das dachte ich zumindest. Aber die Nacht war so stürmisch, dass ich fast keine Auge zubekam. So einen Sturm habe ich tatsächlich noch nie in den Alpen erlebt und der Wind pfiff durch gefühlt alle Ritzen und machte richtig klopfende und zischende Geräusche. Da ich mich aber trotzdem sicher fühlte, war dies irgendwie eher ein Erlebnis, was nicht mit Angst verbunden war.
Tag 11
Der nächste Tag brachte wie angekündigt Regen, Schnee, Regen und wieder Schnee und ganz viel Wind. Daher war meine Lust, Rauszugehen, einfach nicht vorhanden und ich sortierte ein wenig meine Bilder am Rechner und machte es mir im Berghaus gemütlich.
Wegen des Sturms wurde die Seilbahn früher geschlossen und so waren wir nichtmal eine Handvoll Menschen oben und es war trotzdem nicht langweilig. Abends gab es ein leckeres Menü für mich und nachts gegen 2 Uhr sollten sich laut Wetterbericht die Wolken verziehen. So stellte ich mir den Wecker auf 3.30 Uhr und stapfte dick eingepackt durch den Schnee, um Orion über dem Piz Palü zu bestaunen und Bilder zu machen.
Da alles so schön funkelte, besonders der Schnee im Licht der Taschenlampe, verging die Zeit wie im Flug und ich machte von verschiedenen Positionen aus Bilder. Im Nachhinein bin ich dafür so dankbar! Im ersten Teil dieses Reiseberichts hatte ich ja schon kurz erwähnt, das Polarlichter aufgrund erhöhter Sonnenaktivität möglich waren. Und die hatte ich unbewusst fotografiert. Ich hatte mich nur bei einem Bild auf der Kameravorschau ganz kurz gewundert, warum da der Himmel so einen leichten Türkisstich hatte, aber nicht weiter drüber nachgedacht. Ganz fein und bei der Vorschau gar nicht zu erkennen, hatte ich auf wirklich allen Bildern zarttürkise und zum Teil pinkfarbene Polarlichter fotografiert und es nicht gemerkt und auch wirklich erst beim Entwickeln der Bilder irgendwann gecheckt. Der grüne Himmel hat mich zwar irgendwie verwirrt, aber soweit hatte ich gar nicht gedacht.
Tag 12
Die Nacht war recht kühl und nachdem ich mich nach gut zwei Stunden draußen nochmal hinlegte konnte ich am Morgen einen wunderschönen Sonnenaufgang bestaunen.
Solche Momente machen mich immer Dankbar. Nach dem Frühstück machte ich mich dann auf zu einem Spaziergang rund um die Talstation, dort war teilweise noch etwas Schnee und Eis zu finden, was mit den kommenden Sonnenstrahlen allerdings schnell verschwand. Da die Szene dort so schön war, machte ich wieder zig Aufnahmen von den gleichen Motiven, weil ich mich einfach nicht für den schönsten Moment entscheiden konnte. Teilweise noch Grün, teilweise Rot und Weiß vom Schnee und Eis, dann das braunorangene Gras, dann kam die Rhätische Bahn durch das Bild gefahren, dann waren die Wolken grad wieder so schön. Danach musste ich noch kurz eine neue Batterie für meinen Autoschlüssel in Samedan besorgen und machte noch eine schöne Pause bei den Picknickplätzen im Morteratschtal und dann ging es wieder hoch auf die Diavolezza. Nach und nach wurde es wieder ziemlich windig und wieder führten die Wolken ein tolles Schauspiel zum Ansehen auf. Um jeden Gipfel windeten sich die Nelbelschwaden und wechselten sich mit Sonnenstrahlen ab. So lies ich den Tag stressfrei ausklingen und war auf den Donnerstag gespannt, der wieder Regen und Schnee bringen sollte.
Tag 13
Wie erwartet kam es dann auch…. Es schneite und regnete unentwegt. Da ich Schnee zum Fotografieren schon ziemlich mag, fuhr ich mit der Bahn ins Tal, verpackte mich und meine Technik wasserfest und ging ein Stück ins Val da Fain. Ich finde es dort immer extrem schön und so war ich ziemlich fröhlich und eifrig zwischen Schneeflocken und später dann starkem Regen am Fotografieren und Staunen.
Da der ganze Tag so bleiben sollte verbrachte ich noch einmal einen gemütlichen Mittag im Berghaus und ging dann später nur nochmal in den Schnee raus, der doch stark gefallen war, und gegen Abend wurde es dann draußen auch wieder viel gemütlicher und die Wolken verzogen sich.
Nach dem Abendessen wollte ich mich, aufgrund der Polarlichtwarnungen, kurz hinlegen und dann wieder so gegen 2.30 Uhr aufstehen und schauen, ob sich was am Himmel tut. Wieder mal eine völlige Fehlplanung. Direkt nach dem Essen machte ich ein kurzes Foto zum Fenster raus und dann war mein Puls auf schätzungsweise 180. Sie waren da!! und diesmal auf dem Kamerabild mehr als deutlich zu erkennen. Ich flitzte schnell hinunter in den Gastraum, um dem netten Kellner hier die freudige Mitteilung zu überbringen und dann zog ich wirklich in Blitzgeschwindigkeit warme Kleidung an und schnappte mir Kamera und Stativ. Wer weiß, wie lange ich die Chance auf Bilder davon hatte! Najib vom Diavolezza-Team war so lieb und hat mir gleich zwei Decken gegeben und mir sogar angeboten Tee zu kochen. Das war so herzlich und ich habe mich so darüber gefreut. Ich ging erstmal durch den doch etwas tieferen Schnee um das Gebäude um einen guten Blick Richtung Norden zu haben und dann ging es echt los mit unzähligen Auslösungen. Der Himmel war Rosa und Blau auf den Bildern zu sehen, mit den Augen war noch nichts zu erkennen. Nach einiger Zeit kamen noch ein paar Mitarbeiter, die sich um die Präparation der Pisten kümmerten und nachdem ich ihnen auch direkt von den Polarlichtern berichtete, entschuldigten sie sich sogar dafür, dass sie jetzt Licht mit den Pistenraupen machen müssten. Das fand ich auch extrem süß.
Ich wechselte dann meinen Standort und machte in Richtung Munt Pers auch noch ein paar Aufnahmen. Nachdem ich dann meiner Ansicht nach genügend Bilder gemacht hatte, setzte ich mein Vorhaben, meine Kamera auf der Fensterbank die ganze Nacht durchlaufen zu lassen in die Tat um. Da ich nicht wusste, wie lange der Akku bei den kalten Temperaturen mitmacht, habe ich alle zwei Minuten eine Aufnahme von drei Sekunden programmiert. Das erschien mir so gut. Zeitgleich fing plötzlich draußen alles an, rot zu leuchten. Das war der Oberknaller! Ich schnappte mir meine zweite Kamera und versuchte, da ich jetzt nur schnell Turnschuhe anzog, durch das Gebäude auf die Terasse, wo ich vorher schonmal war, zu kommen. Das ging zum Glück, den Weg hatte ich vorher gar nicht auf dem Schirm, und so konnte ich noch Bilder von einem wirklich blutroten Himmel machen und war völlig hin und weg. Die Kamera lief wie geplant die ganze Nacht durch und die Polarlichter waren, bis es hell wurde, zu sehen und immer wieder in anderen Variationen und Farbstärken. Mal rosa, mal etwas grün dabei, mal rot. Mal viele Wolken, mal wenige. Richtig schön! So hatte ich jetzt auch einmal dieses Naturschauspiel richtig miterleben dürfen, als es dieses Jahr schonmal in Deutschland Polarlichter zu sehen gab, habe ich die nur erahnen können und nur auf einem oder zwei Bildern leicht erkennen können.
Und so war am Freitag schon wieder meine Zeit auf der Diavolezza vorbei, diesmal wirklich sehr gechillt aber dafür mit ganz besonderen Momenten.
Da mich die Rückseite des Berninamassivs auch interessiert, fuhr ich dann noch weiter ins italienische Valmalenco. Dazu mehr in Teil 3.
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