Fotografieren…was nun?

Wenn ich mich richtig zurückerinnere, hatte ich 2014 beschlossen, mir eine gescheite Kamera zuzulegen. Als Jugendliche hatte ich gerne mal mit der alten Revueflex meines Vaters mit einem Zoomobjektiv fotografiert und wirklich nur grundlegende Minimalkenntnisse gehabt. Das mit dem Freistellen mit Hilfe der Blende z.B. hatte ich da gar nicht auf dem Schirm und wie das mit den Blendenöffnungen allgemein funktioniert. Ich habe mit Hilfe des Belichtungsmessers und dem Blendenring zwar schon gearbeitet, um die Helligkeit irgendwie zu regeln, aber die Zahlen außer der Belichtungszeit und Iso haben mich nie interessiert. Also war halt so gelegentlich. Dann kam in meinen Zwanzigern nochmal eine Phase, wo ich mehr Interesse an der Fotografie hatte, immer noch analog oder später dann mit meinem ersten Smartphone. Dann schlief das wieder etwas ein und mit Anfang Dreißig fand ich es bei Spaziergängen schön, verschiedene Momente festzuhalten. Also entschloss ich mich, mal etwas aufzurüsten und mir was Digitales zu holen. Meine Wahl fiel auf eine einfache digitale Pocketkamera, um die 70 Euro und die hatte wirklich null Schnickschnack. Das Fokusfeld war immer fest in der Mitte, sie machte JPGs und hatte noch so Makro und Landschaftsdinger zur Auswahl. Das machte Spaß, aber nach relativ kurzer Zeit fand ich es schade, nicht mehr Details selbst steuern zu können. Ich wollte selbst bestimmen, was genau fokussiert wird und auch mal im Dunkeln was machen. Die Grenzen waren also erreicht. Warum schreibe ich jetzt diese Zeilen? Es ging darum, was ich für Präferenzen hatte im Hinblick auf einen Kamerakauf und wie sich das dann weiterentwickelt hat. Welche Tipps kann ich also jemandem geben, der tiefer in die Materie einsteigen möchte und von der „Smartphonefotografie“ auf die „Kamerafotografie“ umsteigen möchte?

Dieser Dschungel aus Kameras und Objektiven war ziemlicher Horror für mich. Von Brennweiten und Blendenöffnungen hatte ich null Plan und Sensorgrößen waren was, von was ich sowieso noch nie gehört hatte und die waren auch null relevant für mich. Ich wollte einfach nur eine Kamera, die mich die nächsten Jahre zufriedenstellen würde und die ich gegebenenfalls auch mit Wechselobjektiven aufrüsten konnte. Also ich wollte mein Geld gut investieren und schon auch etwas zukunftssicher sein.

Meine allererste Kamera als Kind war eine kleine Canon mit Kleinbildfilm, für Klassenfahrten z.B., meine digitale erste auch eine Canon, also blieb ich einfach Markentreu. Das war irgendwie einfacher. Dschungel… wie schon erwähnt…

Dann überlegte ich mir, was die Kamera unbedingt für Eigenschaften haben sollte. Für mich relevant war, im Freien mit unterwegs zu sein und auch bewegte Katzen mit fotografieren zu können. Also Wetterfestigkeit und was den Autofokus betrifft, bitte gerne auch Schnelligkeit. Meine Wahl fiel nach meinen Recherchen auf die Canon EOS 7D. In der näheren Auswahl war auch die 600d, aber letztlich gewann die 7D mit einem 18-135mm Kitobjektiv mein Herz. So war ich quasi für alle Fälle gerüstet. Mit den Brennweiten hatte ich mich zwischenzeitlich ja auch schon schlauer gemacht.

So begann meine Reise durchs Leben mit der Fotografie und es wurde mein schlimmes Hobby. Schlimm allerdings im positiven Sinne, weil sich dadurch doch einiges für mich verändert hat. Es geht dabei nicht nur um Technik, sondern die komplette Freizeit und Wahrnehmung hat sich für mich geändert.

Nachdem ich viel ausprobiert hatte, kamen dann auch die Wünsche, spezielle Motive noch gezielter ablichten zu können. Das ist bei jedem was anderes, daher gestaltet das persönliche Erfahren den Weg und die Einkaufsliste. Ich persönlich wollte bessere Nahaufnahmen machen können, also kam als erstes ein Makroobjektiv dazu. Auch da habe ich viel recherchiert, was ich da genau kaufen werde. Es war eins mit 90mm Brennweite und Blende 2.8. Bis heute noch perfekt für mich und meine Bedürfnisse. Nicht lange drauf wollte ich auch nachts mehr auf den Sensor bekommen. Mein Kitobjektiv gab da zwar schon was her, aber ich wollte mehr auf’s Bild bekommen, was die Fläche UND Licht betraf. Auch allgemein für weitläufige Landschaften. Also recherchierte ich wieder und blieb bei einem 11-16 mm Weitwinkel hängen, was eine Blendenöffnung von 2.8 hatte. Preislich auch erschwinglich und dann war ich erstmal wieder zufrieden.

Da jetzt das kleine Fotomonster in mir geweckt war, war ich quasi immer auf der Suche, was man vielleicht noch gebrauchen könnte. Wer ähnlich tickt, weiß, was ich meine… Also kam noch ein Standardobjektiv dazu, was quasi „Pflicht“ ist, eine 50mm Festbrennweite mit größter Blendenöffnung 1.8. Und die weiteren Anschaffungen wurden wirklich immer von meinen selbst erfahrenen Bedürfnissen bestimmt. Ich mache keine Portraits, mich interessiert eine 85mm Festbrennweite einfach nicht. Und eine 135mm Festbrennweite auch nicht. Ich bin gerne Wandern. Das heißt, ich komme nicht überall hin und möchte flexibel sein. Also kam ein 70-200 Zoom. Konzerte machte ich auch gerne, also brauchte ich was lichtstarkes, daher Blende 2.8. Sonst hätte vermutlich auch Blende 4 gereicht. Da ich gerne offenblendig fotografiere, war 2.8 aber eh viel geiler. Aber halt auch teurer. Auch da habe ich verglichen und mir auch alternative Objektive vorher ausgeliehen. Auch dabei wichtig: die Zukunftssicherheit und Zufriedenheit. Also wollte ich wirklich zufrieden mit sein. Der Mitbewerber war auch klasse, aber die Schärfe bei Offenblende voll reingezoomt war bei meinem, was ich jetzt habe, einfach besser. Kleinigkeiten, die aber auf Dauer genervt hätten. So stellte sich dann nach und nach meine Werkzeugsammlung zusammen. Ein stabiles Stativ, wenn mal mehr Wind geht, habe ich mir z.B. zu Weihnachten gewünscht. Den Stativkopf dazu habe ich mir selbst gekauft. Auch da habe ich lange recherchiert und mir meine eigenen Bedürfnisse als wichtigstes Kriterium genommen. Ich bin über 1,80 groß, also brauche ich nicht das non plus ultra Stativ, dass nur bis 160 cm ausziehbar ist.

Wisst Ihr, worauf ich hinaus will?

Wenn Ihr Euch was zulegen wollt, holt Euch das, was Ihr braucht, nicht was ein anderer sagt, was Ihr braucht. Außer Ihr gebt die Eckdaten vor. Vor teuren Anschaffungen habe ich mir Objektive immer für einen gesamten Urlaub erst gemietet. Würde ich immer noch so machen. Beschränkt Euch erstmal auf das Wesentliche, um überhaupt selbst zu lernen, was Ihr braucht. Das kommt von ganz alleine. Ein Schwafler, der schon „seit Jahren fotografiert“ sagt Euch ohne Erklärung dazu, Ihr müsst ein Stativ haben? Für was? Habt Ihr überhaupt Lust, so zu Fotografieren? Für Katzenfotos z.B. braucht man sowas in der Regel nicht, wer lieber wandert und rauhes Wasser fotografieren will, braucht sowas auch nicht. Wollt Ihr viel in der Morgen- oder Abenddämmerung fotografieren und watteweiches Wasser haben? Dann denkt eher darüber nach. Also besorgt Euch das, was Euch FEHLT, wo Ihr denkt: „Ach, ich würde gerne dies oder jenes machen können, aber das geht mit meiner Ausrüstung irgendwie nicht so gut. Ich hätte so gerne dies oder das“. Das ist wirklich mein einziger richtiger Tipp, wenn es ums Thema Ausrüstung geht.

Um mit der Technik auch richtig umgehen zu können ist das wichtigste Tool die Bedienungsanleitung Eurer Kamera. Ja, man muss auch mal lesen und probieren. Nicht immer gleich andere fragen. Erstmal selbst versuchen, dann versteht man auch die Zusammenhänge besser. Wenn Ihr was erklärt bekommt, macht Ihr das halt so, aber vielleicht gibt es ja noch ganz andere Möglichkeiten, auf die Ihr so gar nicht kommen würdet? Euer eigener Stil entwickelt sich so ja auch. Wenn Ihr Fragen habt, ist das ja überhaupt kein Ding, andere miteinzubeziehen, aber zum Lernen gehört halt auch das Lernen, nicht nur das Gelehrtwerden. Schwafler, die meinen, ihre Vorgehensweise sei die einzig wahre, gibt es wie Sand am Meer. Glaubt also nicht immer alles und macht Euer eigenes Ding. Euch will jemand was von einem Zonensystem erzählen, obwohl Ihr gerade mal wisst, wie Ihr Eure Kamera grundlegend bedient? Inwieweit bringt Euch sowas weiter? Also mich würde es null weiterbringen und nur unnötig verwirren und ich würde einfach die Lust an der Sache verlieren. Ihr müsst auch Landschaft nicht mit Blende 8plus fotografieren. Ihr dürft einfach machen, WAS IHR MÖCHTET. Fotografie bedeutet ganz viel Freiheit zu haben. Das darf man auch ausnutzen. Bestimmte Kenntnisse über Bildaufbau und dessen Wirkung müsst Ihr nicht direkt lernen, das kann man immer noch nach und nach machen. Dazu kann man übrigens auch mal einfach Bilder ansehen, die einem gefallen und überlegen, wie der Blick wandert und ob es da vielleicht Gemeinsamkeiten gibt.

Alleine YouTube bietet auch gefühlt unendliche Möglichkeiten zur Weiterbildung. Anfangs machte ich z.B. nur JPGs, mich haben RAW Dateien einfach nicht interessiert. Das kam irgendwann, als es halt einfach Zeit dafür wurde. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass man als Fotografieanfänger keine Bildbearbeitung lernen muss. Der Umgang mit der Technik ist viel einfacher, wenn man die Auswirkungen direkt auf seinem fertigen Bild sieht und dann halt auch mit konfroniert wird, was gut oder nicht so gut ist. Da entwickelt man ein viel besseres Gespür für das berühmte Belichtungsdreieck und auch für den Bildaufbau, den man haben möchte. Bei RAW Dateien kann man einfach zu viel „retten“ und gibt sich unter Umständen dann auch nicht so viel Mühe. Also für den Anfang.

Wer länger mit seinen Werkzeugen arbeitet (Kamera, Zubehör, Software) wird zwar vermutlich immer mehr ansammeln, aber irgendwann einfach das Bild machen, was er oder sie auch haben möchte. Im Idealfall ohne Instafilter oder Presets. Das ist immer noch mein Weg und das Ziel ist sowieso immer noch ein Stück weg. Es ist ein unglaublich flexibles Hobby für mich, geht überall, jederzeit und die Zeit, die man damit alleine verbringen kann, ist wahres Gold. Urlaubsreisen nur mit Kamerabeschäftigung beim Wandern sind für mich das absolute Highlight. Da würde mich Begleitung irgendwie stören. Aber auch das ist nur ein persönlicher Blick nur von mir. Gemeinsame Fotoreisen sind für andere Highlights. Also kurzum, jeder schreitet da auf seinem eigenen Weg und es gibt einfach keine generelle Vorgehensweise in meinen Augen. Spaß und Freude an der Sache haben, ausprobieren, überlegen, noch mehr ausprobieren und dann …Sparen. Und wie bei allem hier, meine ganz persönlichen Gedanken und Meinungen, andere sehn das sicher auch anders, aber auch das gehört ein Stück zu der erwähnten Freiheit dazu.

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