Mein Urlaubstag im Oktober begann ziemlich kühl und nebelig. Früh am Morgen machte ich mich auf zur Alp Flix und wanderte vom Parkplatz kurz vor dem Dorf durch den Nebel und genoss einfach den Moment. Zur Alp Flix direkt kommt man nur mit einem Bus oder zu Fuß. Hoch oben über der Straße des Julierpasses ist eine andere Welt. Nachdem man vom Engadin aus den Marmorera Stausee hinter sich gelassen hat, geht eine kleine Straße steil den Berg hinauf und bringt einen in die Stille pur. Irgendwie ist es hier magisch. Ein ganz besonderes Gefühl der Ruhe begleitete mich über den ganzen Vormittag hinweg und ich fühlte mich dort oben sehr wohl. Nachdem ich die ersten Meter auf einem kleinen Pfad hinaufgelaufen war, kamen die ersten Sonnenstrahlen durch den Nebel hindurch. Wieder einmal genau das, was ich so liebe. Der Piz Platta, der auf der gegenüberliegenden Seite des Tals mächtig thront, war auch noch komplett von Wolken verhüllt und ich konnte erst nur erahnen, dass da ein Berg sein könnte.
Viele Minuten beobachtete ich das Spiel zwischen ihm und den Elementen, bis der Berg schließlich gewann und sich stolz präsentierte. Ein wenig erinnert er mit seinem Profil an das Matterhorn, auf jeden Fall ein Postkartenmotiv und ich bewundere auch immer wieder auf’s Neue, wo sich an den Hängen überall Menschen niedergelassen haben.
Immer wieder wechselten sich Sonne und Wolken ab, sodass ich von den gleichen Stellen ganz unterschiedliche Lichtstimmungen beobachten konnte. Dadurch kommen auch immer ziemlich viele Bilder zustande, was letztlich ja aber auch Sinn und Zweck eines Foto- und Wanderurlaubs für mich ist. Viele verschiedene Eindrücke erleben und sammeln, einen Ort über die Jahre immer wieder neu erleben.
Nachdem ich einige Stunden unterwegs war, fuhr ich wieder kurz ins Engadin zurück und dann direkt weiter ins Bergell. Unterwegs konnte ich eine schöne Picknickstelle finden und ein feines Mittagessen in der Sonne auf dem Campingkocher zubereiten, bevor ich nach Promotogno weiter fuhr. Promotogno, genauer gesagt, Bondo, wurde 2017 (genau zu der Zeit, als ich das erste Mal in der Schweiz war) von einem sehr großen Felssturz des Piz Cengalo zu einem großen Teil verschüttet. Noch heute kann man die Auswirkungen davon sehen, es ist eine große Baustelle rund um die Mündung der Bondesca, die den Weg für den Schuttstrom vorgab. Wenn man dann das enge Tal sieht, kann man sich das gar nicht vorstellen, es wirkt wie ein Nadelöhr. Vor einigen Tagen war im Val Roseg auch ein ziemlich großer Felssturz mit einem ca. 5 km langen Schuttstrom, der das ganze obere Tal komplett verändert hat. Immer wenn ich dort bin, sieht es irgendwie anders aus, Gletscher verändern sich, Murgänge verschütten die Vegetation nach starken Unwettern, es steht nie still und die Kräfte der Natur sollten wir nie unterschätzen.
Ziemlich beeindruckt von dieser Szene schlenderte ich dann noch ein wenig durch das wirklich wunderschöne Dorf und ließ den Tag so ganz gemütlich ausklingen und machte dann nochmal einen kleinen Abstecher zum Torre Belvedere in Maloja. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sah ich mir dort noch die Gletschermühlen an, bevor wieder alles im Nebel verschwand und ich nach Bever zurückkehrte.
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